Dienstag, 18. November 2014

Quineñero y templor

Am vergangenen Wochenende durfte ich eine sehr interessante Erfahrung machen: Ich war chambelán auf einem quinceñero.
Ein quinceñero ist der fünfzehnte Geburtstag eines Mädchens. Dieser ist in Peru sehr wichtig und wird sehr besonders gefeiert.
Man zieht sich sehr chic an und die quinceñera (das Mädchen, das Geburtstag hat) tanzt mit den Eltern, den Paten, und allen möglichen anderen Verwandten.
Es gibt auch quinceñeros, die ein bestimmtes Motto haben, nachdem alles ausgerichtet ist und es werden oft keine Kosten und Mühen für dieses Fest gescheut.
Der Geburtstag, auf dem ich war, war von einem Mädchen aus unserer Gruppe in Independencia (dem Armenviertel in dem zusammen mit Lena Samstags arbeite) und deshalb natürlich nicht ganz so pompös.
Für die Möglichkeiten dort war es aber schon auch ziemlich aufwendig.
Nun kommen wir aber zu dem, auf mich bezogen interessantesten Teil. Ein Teil der Tradition des quinceñeros ist der chambelán. Das ist Junge, der zusätzlich zu den Verwandten der qunceñera mit dieser einen Walzer tanzt. (so hundertprozentig hab ich den Sinn davon nicht verstanden, aber der chambelán ist schon irgendwie wichtig :) )
Jedenfalls wurde am Samstag, eine Woche vor dem Geburtstag, während unserem Programm in Independencia „die Entscheidung getroffen“ dass ich dieser chambelán sein werde.
Das Problem war nur, dass ich davor noch nie in meinem Leben Walzer getanzt hatte.
Meine Gastfamilie erklärte sich aber glücklicherweise bereit dazu ein bisschen mit mir zu üben.
Sie waren jedoch sehr anspruchsvolle Lehrer und wollten mir versichern, dass ich gleich schon alle möglichen Figuren tanzen müsste, wodurch ich dann doch nochmal ein wenig verunsichert wurde.
Als Lena und ich dann am Samstag in den Y kamen, um uns mit den anderen Mitarbeitern der Gruppe zu treffen und zu der vereinbarten Probe des Tanzes zu fahren, meinten dies erst, dass sie entschieden hätten doch nicht zu dem Geburtstag zu gehen.
Da wir in Independencia eigentlich schon tagsüber nicht unbedingt, aber auf keinen Fall nachts alleine unterwegs sein sollten, wäre das ziemlich schlecht gewesen.
Wir überredeten sie dann doch noch irgendwie mitzukommen. Kamen dann aber da wir erst noch ihre Kleidung holen mussten, eine Stunde zu spät in Independencia an. Das ist hier aber noch keine allzu große Verspätung :).
Bei der Probe stellte sich dann heraus, dass der Walzer, den ich tanzen sollte wirklich nicht sehr anspruchsvoll war. Das hat mich dann wieder ziemlich beruhigt und nachdem ich davor schon etwas genervt gewesen war, war ich während und nach der Probe schon wieder ziemlich gut drauf.
Nach dem Programm (in dem es auch um Freude ging; spätestens da konnte ich nicht mehr genervt sein :) ) gingen wir Mitarbeiter dann zusammen in das Büro des CVJM in Independencia um uns ein bisschen auszuruhen und uns umzuziehen.
Um 22 Uhr mussten wir bei der Veranstaltung sein, da ich mich verstecken musste, damit mich die Gäste nicht vor dem Tanz sehen. (Das gehört zur Tradition).
Zuerst saßen wir dann auch noch eine Weile im Haus der quinceñera (war auch interessant mal zu sehen wie sie eigentlich lebt) und dann stand ich zusammen mit Lionel (einem der peruanischen Mitarbeiter) und immer mal wieder ein paar der Teilnehmer unseres Programms in der Ecke hinter dem Stoffzelt, das für die Veranstaltung aufgebaut war.
Als die Veranstaltung kurz vor Mitternacht dann begann versuchte ich immer wieder durch die Lücken im Stoff zu sehen, wie die Choreographie abläuft, aber leider habe ich nicht alles mitbekommen.
Die Organisation lief aber definitiv peruanisch ab. Die, die mit mir draußen standen, waren eigentlich alle der Meinung, dass ich den zweiten Tanz (nach dem Vater) tanzen müsste. In diesem Fall tanzten jedoch sämtliche Verwandten schon vor mir und auch einige Ansprachen fanden schon statt. Ich war währenddessen draußen und mir wurde alle zwei Minuten etwas anderes gesagt, von welcher Seite ich in das Zelt reinkommen müsste. Die Blumen, die ich der quinceñera überreichen sollte wurden auch während die Veranstaltung schon lief nochmal ausgetauscht.
Nach einigem hin und her trat ich dann aber doch ein und tanzte mit ihr. Das war sicherlich nicht herausragend gut, aber zumindest sind wir nicht hingefallen ;).
Danach gab es noch eine Fotosession, bei der ich natürlich auch nochmal dabei sein musste.
Bei der eigentlichen Feier konnten wir dann gar nicht mehr lange dabei sein, da es schon sehr gefährlich geworden wäre die ganze Nacht in diesem Teil von Independencia zu bleiben. Als Europäer fällt man halt besonders dort schon ziemlich auf.
Wir sind also um kurz nach 2 ins Büro zurückgegangen und haben dort ein bisschen geschlafen. Am Morgen um 6 fuhren wir dann nach Hause.
Es war schon sehr cool das alles mal mitzuerleben. Die cinceñeros sind einfach ein Teil peruanischer Kultur. Bei so vielen davon werd ich in meinem Leben vermutlich nicht mehr dabei sein. Vor allem hat es mir auch sehr gut gefallen dieses Fest in Independencia mitzuerleben und zu sehen, wie so ein besonderer Tag in der Bevölkerungsschicht, die sich nicht den größten Festsaal und alles drum herum leisten kann gefeiert wird.
Ich bin sehr froh über dieses Erlebnis.

Am Freitag gab es hier das erste “richtige” Erdbeben seit wir hier sind. Also zumindest sind alle anderen Leute der Meinung dass es sein richtiges und sogar relativ starkes war.
Ich muss ehrlich sagen, dass ich mir nicht sicher bin ob ich es überhaupt gespürt habe. Nachdem einige Menschen um mich herum rausgerannt sind und teilweise sogar geschrienen haben hab ich mir dann auch versucht einzubilden, dass ich es spüre. Ich kann es aber wirklich nicht sicher sagen. Scheinbar bin ich diesbezüglich ziemlich gefühllos.
Auf jeden Fall hatte es aber den Effekt, dass ich in der Schlange bei KFC deutlich weiter nach vorne gekommen bin. Es war also definitiv hilfreich.

So das waren so die spannenden Ereignisse des vergangenen Wochenendes.
Viele Grüße
Manu


Freitag, 14. November 2014

Ich lebe noch!!!

Jetzt liegt mein letzter Eintrag hier wirklich schon eine ganze Weile zurück, aber nun kommt endlich mal wieder ein Update.
Die Tatsache, dass ich so lange nicht geschrieben habe stellt aber, wie ich finde, ganz gut dar, dass ich einfach sehr viel erlebe und somit nicht sehr oft Zeit habe, in der ich nichts mache und beispielsweise meinen Blog aktualisieren könnte.
Ich beginne gleich mal damit, von der, für mich persönlich, wichtigsten Entscheidung der letzten Wochen zu berichten:
Ich hatte ja schon bevor ich Deutschland verlassen habe einigen von euch erzählt, dass es möglich ist, dass ich den zweiten (längeren) Teil meines Volotariats in einer anderen Stadt als den ersten Teil verbringe.
Inzwischen wurde jetzt entschieden, dass ich ab Januar zusammen mit Marvin nach Trujillo (eine Stadt, die nördlich von Lima liegt) ziehen und im CVJM dort arbeiten werde.
Ich bin sehr gespannt darauf, was mich dort erwarten wird.
Ich habe zwar schon einige Informationen darüber, wie die Arbeit und das Leben dort aussehen könnten, aber ich glaube ich werde hier im Blog dann genauer darüber berichten, wenn ich dann dort bin.
Bisher bin ich noch in Lima und erlebe hier auch sehr viele coole Sachen.
An der Arbeit hat sich an sich im Vergleich zu den vergangenen Blogeinträgen nicht allzu viel verändert.
Jedoch hat vor 4 Wochen endlich die Jugendgruppe für Jugendliche in Pueblo Libre (Comunidad Alpha) begonnen.
Diese ist eigentlich fast wie ein Jugendgottesdienst, der wöchentlich stattfindet. Es ist also relativ viel Aufwand und auch nicht ganz leicht zu koordinieren. Deshalb gibt es natürlich auch noch einige Dinge, die man verbessern könnte, aber ich finde, dass es für die erstem Male echt schon sehr gut geklappt hat. Und vor allem war ich beeindruckt davon, wie viele Jugendliche auf Anhieb da waren. Damit hatte ich nicht gerechnet.
Das (leider nicht ganz vollständige) Mitarbeiterteam von Alpha
Bei „crecemos felices“, dem Projekt mit den Straßenkindern habe ich in den letzen Wochen mal meine Kamera dabei gehabt. Deshalb könnt ihr hier mal ein paar Fotos von meiner Arbeit bzw. den Kindern dort sehen.





Ich bin nun auch endlich richtig in Peru angekommen. Ich hab mir nämlich ein Trikot von der peruanischen Nationalmannschaft gekauft.
Beim wöchentlichen Fußball hier im Y, bei dem des öfteren Deutschland gegen Peru gespielt wird, ist das deutsche Team schon ein paarmal fast geschlossen in Perutrikots angetreten.
Meine schwäbischen Wurzeln hab ich aber trotz allem noch nicht ganz vergessen. Vor drei Wochen hab ich für meine peruanische Familie nämlich Käßspätzle gekocht.
So ein bisschen was von meiner eigenen Kultur bring ich also auch hier her mit.
An den meisten Wochenenden, an denen ich nicht bei Aktionen im Y (wie zum Beispiel einer großen Kirmes zur Finanzierung einer zweiten Stelle für das Projekt „crecemos felices“) eingespannt bin, unternehme ich weiterhin Dinge mit meiner Familie.
Am vergangenen Sonntag waren wir beispielsweise in einem Country Club, der ein bisschen außerhalb von Lima lag. Die Landschaft dort war sehr schön und wir haben auch ein bisschen Tennis gespielt und sind gebadet. Es war also ein sehr entspannter und schöner Ausflug.



Das waren so im groben die Dinge, die ich im letzten Monat hier erlebt habe.
Ich werde mich bemühen auch in näherer Zukunft mal wieder ein ein bisschen was zu schreiben.
Bis dahin
Liebe Grüße
Manu