Am vergangenen Wochenende durfte ich
eine sehr interessante Erfahrung machen: Ich war chambelán auf einem
quinceñero.
Ein quinceñero ist der fünfzehnte
Geburtstag eines Mädchens. Dieser ist in Peru sehr wichtig und wird
sehr besonders gefeiert.
Man zieht sich sehr chic an und die
quinceñera (das Mädchen, das Geburtstag hat) tanzt mit den Eltern,
den Paten, und allen möglichen anderen Verwandten.
Es gibt auch quinceñeros, die ein
bestimmtes Motto haben, nachdem alles ausgerichtet ist und es werden
oft keine Kosten und Mühen für dieses Fest gescheut.
Der Geburtstag, auf dem ich war, war
von einem Mädchen aus unserer Gruppe in Independencia (dem
Armenviertel in dem zusammen mit Lena Samstags arbeite) und deshalb
natürlich nicht ganz so pompös.
Für die Möglichkeiten dort war es
aber schon auch ziemlich aufwendig.
Nun kommen wir aber zu dem, auf mich
bezogen interessantesten Teil. Ein Teil der Tradition des quinceñeros
ist der chambelán. Das ist Junge, der zusätzlich zu den Verwandten
der qunceñera mit dieser einen Walzer tanzt. (so hundertprozentig
hab ich den Sinn davon nicht verstanden, aber der chambelán ist
schon irgendwie wichtig :) )
Jedenfalls wurde am Samstag, eine Woche
vor dem Geburtstag, während unserem Programm in Independencia „die
Entscheidung getroffen“ dass ich dieser chambelán sein werde.
Das Problem war nur, dass ich davor
noch nie in meinem Leben Walzer getanzt hatte.
Meine Gastfamilie erklärte sich aber
glücklicherweise bereit dazu ein bisschen mit mir zu üben.
Sie waren jedoch sehr anspruchsvolle
Lehrer und wollten mir versichern, dass ich gleich schon alle
möglichen Figuren tanzen müsste, wodurch ich dann doch nochmal ein
wenig verunsichert wurde.
Als Lena und ich dann am Samstag in den
Y kamen, um uns mit den anderen Mitarbeitern der Gruppe zu treffen
und zu der vereinbarten Probe des Tanzes zu fahren, meinten dies
erst, dass sie entschieden hätten doch nicht zu dem Geburtstag zu
gehen.
Da wir in Independencia eigentlich
schon tagsüber nicht unbedingt, aber auf keinen Fall nachts alleine
unterwegs sein sollten, wäre das ziemlich schlecht gewesen.
Wir überredeten sie dann doch noch
irgendwie mitzukommen. Kamen dann aber da wir erst noch ihre Kleidung
holen mussten, eine Stunde zu spät in Independencia an. Das ist hier
aber noch keine allzu große Verspätung :).
Bei der Probe stellte sich dann heraus,
dass der Walzer, den ich tanzen sollte wirklich nicht sehr
anspruchsvoll war. Das hat mich dann wieder ziemlich beruhigt und
nachdem ich davor schon etwas genervt gewesen war, war ich während
und nach der Probe schon wieder ziemlich gut drauf.
Nach dem Programm (in dem es auch um
Freude ging; spätestens da konnte ich nicht mehr genervt sein :) )
gingen wir Mitarbeiter dann zusammen in das Büro des CVJM in
Independencia um uns ein bisschen auszuruhen und uns umzuziehen.
Um 22 Uhr mussten wir bei der
Veranstaltung sein, da ich mich verstecken musste, damit mich die
Gäste nicht vor dem Tanz sehen. (Das gehört zur Tradition).
Zuerst saßen wir dann auch noch eine
Weile im Haus der quinceñera (war auch interessant mal zu sehen wie
sie eigentlich lebt) und dann stand ich zusammen mit Lionel (einem
der peruanischen Mitarbeiter) und immer mal wieder ein paar der
Teilnehmer unseres Programms in der Ecke hinter dem Stoffzelt, das
für die Veranstaltung aufgebaut war.
Als die Veranstaltung kurz vor
Mitternacht dann begann versuchte ich immer wieder durch die Lücken
im Stoff zu sehen, wie die Choreographie abläuft, aber leider habe
ich nicht alles mitbekommen.
Die Organisation lief aber definitiv
peruanisch ab. Die, die mit mir draußen standen, waren eigentlich
alle der Meinung, dass ich den zweiten Tanz (nach dem Vater) tanzen
müsste. In diesem Fall tanzten jedoch sämtliche Verwandten schon
vor mir und auch einige Ansprachen fanden schon statt. Ich war
währenddessen draußen und mir wurde alle zwei Minuten etwas anderes
gesagt, von welcher Seite ich in das Zelt reinkommen müsste. Die
Blumen, die ich der quinceñera überreichen sollte wurden auch
während die Veranstaltung schon lief nochmal ausgetauscht.
Nach einigem hin und her trat ich dann
aber doch ein und tanzte mit ihr. Das war sicherlich nicht
herausragend gut, aber zumindest sind wir nicht hingefallen ;).
Danach gab es noch eine Fotosession,
bei der ich natürlich auch nochmal dabei sein musste.
Bei der eigentlichen Feier konnten wir
dann gar nicht mehr lange dabei sein, da es schon sehr gefährlich
geworden wäre die ganze Nacht in diesem Teil von Independencia zu
bleiben. Als Europäer fällt man halt besonders dort schon ziemlich
auf.
Wir sind also um kurz nach 2 ins Büro
zurückgegangen und haben dort ein bisschen geschlafen. Am Morgen um
6 fuhren wir dann nach Hause.
Es war schon sehr cool das alles mal
mitzuerleben. Die cinceñeros
sind einfach ein Teil peruanischer Kultur. Bei so vielen davon werd
ich in meinem Leben vermutlich nicht mehr dabei sein. Vor allem hat
es mir auch sehr gut gefallen dieses Fest in Independencia
mitzuerleben und zu sehen, wie so ein besonderer Tag in der
Bevölkerungsschicht, die sich nicht den größten Festsaal und alles
drum herum leisten kann gefeiert wird.
Ich
bin sehr froh über dieses Erlebnis.
Am
Freitag gab es hier das erste “richtige” Erdbeben seit wir hier
sind. Also zumindest sind alle anderen Leute der Meinung dass es sein
richtiges und sogar relativ starkes war.
Ich
muss ehrlich sagen, dass ich mir nicht sicher bin ob ich es überhaupt
gespürt habe. Nachdem einige Menschen um mich herum rausgerannt sind und teilweise sogar geschrienen haben hab ich mir
dann auch versucht einzubilden, dass ich es spüre. Ich kann es aber
wirklich nicht sicher sagen. Scheinbar bin ich diesbezüglich
ziemlich gefühllos.
Auf
jeden Fall hatte es aber den Effekt, dass ich in der Schlange bei KFC
deutlich weiter nach vorne gekommen bin. Es war also definitiv
hilfreich.
So
das waren so die spannenden Ereignisse des vergangenen Wochenendes.
Viele
Grüße
Manu
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